Vielleicht ist es Liebe by Sophie Bassignac

Vielleicht ist es Liebe by Sophie Bassignac

Autor:Sophie Bassignac
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Btb Taschenbuch
veröffentlicht: 2013-12-15T23:00:00+00:00


7

Es wurde mehrmals hintereinander Frühstück serviert, Telefone klingelten, Wasserhähne liefen, Kaffeemaschinen rülpsten. Türen wurden geschlagen, und Blicke verloren sich in dem vor Raureif glitzernden Wintergarten, bevor man bemerkte, dass jemand fehlte.

»Wo ist Alice?«, fragte Vincent die vier Gestrandeten vom Vorabend.

Iris schnitt eine Grimasse, die Victor übernahm. Paul blickte aus dem Fenster, und Charles machte sich Sorgen, das war typisch für ihn und seine Art, die Welt zu verstehen. Man suchte sie vergeblich, und so zog Clothilde schließlich ihren Mantel an und stürmte mit einem »so kommt sie mir nicht davon« aus dem Haus, das nur Pierre als böses Vorzeichen verstand.

Sie durchkämmte den Marktflecken. Alice, die an einem Fenster des Bistros in der Nähe der Kais saß, sah ihre Schwester auf sich zukommen, blass und im Selbstgespräch. Und Clothilde registrierte Alices idiotisches Lächeln und das leere Bierglas auf dem Tisch.

»Kommst du?«, fragte Clothilde, vor ihr stehend, die Hände in den Taschen.

»Immer mit der Ruhe!«

Alice blickte zum Kellner und bedeutete ihm, ihr noch ein Bier zu bringen. Clothilde seufzte und setzte sich ihrer Schwester gegenüber.

»Willst du ihr so die letzte Ehre erweisen?«, fragte sie und deutete mit dem Kinn auf das Glas.

Alice sah sie scharf an, zum ersten Mal überhaupt, mit einer Mischung aus Arroganz einem Vorgesetzten gegenüber und kindlicher Verzweiflung.

»Ich denke, ich werde heute Nachmittag nicht kommen.«

Clothilde brach in ein böses Gelächter aus, das nicht unbemerkt blieb.

»O doch, meine Liebe! Und wenn ich dich an den Haaren hinschleifen muss! Und du wirst nicht nur kommen, sondern du wirst dir auch die Beileidsbekundungen und diesen ganzen Schwachsinn anhören, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich will keinen Fauxpas, hörst du, du bist hier nicht in Paris, du steigst hier nicht in Wasserbecken und steckst niemandem die Bude in Brand.« Clothilde bereute es schon, zu spät. Sie machte dem Kellner ein Zeichen. »Einen Weißen.«

Sie schwiegen. Alice betrachtete die Homeshopping-Sendung auf dem stummen Bildschirm. Der Kellner stellte ein Glas mit grünlichem Wein vor Clothilde ab.

»Ich musste gestern Abend daran denken, dass sie uns nie das Klavierspielen beigebracht hat.«

»Das Klavierspielen nicht, und auch sonst nichts. Lass gut sein, Clothilde …«

»Du hast recht. Man versucht zu verstehen, doch im Grunde …«

Clothilde und Alice verloren sich jetzt in der Betrachtung eines Sportgeräts, präsentiert von einem sportlichen Mädchen in einem enganliegenden glänzenden Trikot mit Shorts, das trotz der Anstrengung lächelte und in die Kamera blickte, als mache ihm das nicht das Geringste aus. Danach präsentierte eine Frau mittleren Alters mit Taschenspielergesten Crèmetöpfe in verschiedenen Größen.

»Alles in Ordnung?«, fragte Pierre, die Hand auf der Schulter seiner Frau.

Clothilde zuckte zusammen. Die Wohnzimmeratmosphäre der Homeshopping-Sendung, der Alkohol und die Ruhe des Cafés hatten ihr vorgegaukelt, dass es nicht der besagte Tag sei. Die beiden Schwestern standen widerwillig auf und stiegen in den Alfa, der mit brummendem Motor auf dem Gehsteig stand.

Die Putzfrau hatte ein Buffet vorbereitet. Clothilde, die die Cornichons um eine Pastete drapierte, ließ ein Glas fallen.

»Ein Elefant im Porzellanladen!«, lästerte Pierre, der unter die Lebenden zurückgekehrt war.

Figue sagte, während sie sich eine winzige Portion geraspelte Karotten nahm, das sei der idiotischste Ausspruch der Welt.



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